Als „asozial“ abgestempelt
Gedenktag zur Evakuierung mit Lesung des Autors Alfons L. Ims am Sonntag, 10. September – alle Interessierten herzlich willkommen
Klingenmünster. Dramatischer Abstieg einer Handwerkerfamilie aus dem Nordpfälzer Bergland: In der NS-Zeit wird die Familie des Autors Alfons Ludwig Ims als „asozial“ abgestempelt. In der Folge wird die erste Frau des Vaters zwangssterilisiert, die Halbgeschwister verbringen ihre Kindheit in Heimen der „Fürsorgeerziehung“. Alfons L. Ims, Sohn des Vaters und seiner zweiten Frau, arbeitet in seinem Buch „Eine ´asoziale´ Pfälzer Familie“ die Geschehnisse auf. Am Sonntag, 10. September, liest der Autor in der Klinikkirche des Pfalzklinikums aus seinem Buch, ebenso gehört Marita Hoffmann, Llux Agentur & Verlag, zu den Vorlesenden. An diesem Tag gedenkt das Pfalzklinikum der Opfer der Evakuierung vom 10. September 1939. Damals wurden 223 Patient*innen aus der Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster in Tötungsanstalten verlegt.
Zu dem Gedenktag sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Er beginnt um 9 Uhr mit einem Gottesdienst in der Klinikkirche auf dem Campus Klingenmünster. Um 10 Uhr gedenken die Teilnehmenden an der Stolperschwelle am Hauptgebäude der Opfer der Evakuierung. Die Lesung mit Alfons L. Ims beginnt um 10:30 Uhr in der Klinikkirche. In seinem Buch zeigt er auf, wie die Familie damals ausgegrenzt und stigmatisiert wurde. Der Vater, ein Hilfsarbeiter, lebte mit seiner Familie in den Armenvierteln in Kaiserslautern. Er war permanent arbeitslos und hatte mit seiner ersten Frau neun Kinder. Die Familie war überfordert und hilfsbedürftig. Statt Hilfe erfuhr sie Zwangsmaßnahmen. Die Mutter wurde zwangssterilisiert, die Kinder kamen in Heime. Zwei von ihnen wurden nach dem Krieg in die „Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster“, das heutige Pfalzklinikum, verlegt. Die Mutter starb 1943, der Vater heiratete danach Ludwina Rimmelsbacher, die Mutter von Alfons L. Ims. Sie kämpfte dafür, dass all seine Halbgeschwister bis 1951 wieder zurück nach Hause kamen. Die Stigmatisierung der Familie wirkt teilweise noch bis heute.
Nach der Lesung sind alle Gäste ab 12:30 Uhr zu einem warmen Eintopf eingeladen. Die Veranstaltung ist kostenlos, um Anmeldung bei Melanie Haber oder Andreas Dietz wird gebeten.
Kontakte:
Melanie Haber
Sekretärin Tagesstätte für Senioren
Tel. 06349/900-2670
E-Mail: melanie.haberpfalzklinikum.de
oder
Andreas Dietz
Mitarbeiter Gedenkarbeit
Tel.: 06349/900-1861
E-Mail: andreas.dietzpfalzklinikum.de